Der Verwaltungsraum der Stadt Rom wurde seit 1817 in Hauptbezirke eingeteilt, um das Wachstum ausserhalb des Stadtkerns besser verwalten zu können. Für jeden Bezirk ist ein Präsident und ein Parlament verantwortlich. Die Munizipien (Stadtbezirke) Roms wurden des weiteren in 155 Zonen (zona urbanistica) eingeteilt, die hauptsächlich durch städtebaulichen Massnahmen bestimmt wurden und daher meist von den historischen Grenzen abweichen. Insbesondere die infrastrukturellen Massnahmen haben den Raum und den Bewegungsfluss der Bewohner:innen in- und ausserhalb der Stadt beachtlich geformt. Genauso bildet die Grande Raccordo Anulare ( GRA), einen Autobahnring um Rom und teilt die Bezirke in einen inneren Stadtkern und seine umliegende Randgebiete.

Municipio VI ist eines dieser unmittelbaren Randgebiete. Hier befindet sich das geplante und nie vollendete Stadion „Citta dello Sport“ von Calatrava. Unmittelbar am Autobahnring hat das Stadion sein Fundament gefunden. Jedoch blieb seine Verbindung zu der Stadt und selbst zum Bezirk oder Quartier verloren. Seine Einbettung in das Gebiet wurde daher an erste Stellte gesetzt, um jegliche Zugänglichkeit möglich zu machen. Die politterritorialen Grenzen innerhalb des Quartiers weisen kein übergreifendes Netzwerk auf, welches Spielraum für Diversität zulässt. Dabei bildet die infrastrukturelle Ordnung eine essenzielle Rolle, die Teilgebiete schon innerhalb eines Quartiers voneinander trennt. Die natürliche Grenzen auf der anderen Seite erlauben teilweise Verzahnung einzelner Gebiete und haben das Potenzial einer Lebensraumbereicherung. Der Masterplan zielt auf eine Verdichtung zwischen dem Uni Campus Roma II und der Ruine von Calatrava ab. Alle bestehenden Gebäude und Strassen wurden im Plan miteinbezogen und weisen daher auf eine mögliche Quartierentwicklung hin, die über einen längerfristigen Zeitraum entstehen kann. Das Raster der infrastrukturellen Regelung soll diverse Verdichtungsmöglichkeiten zulassen, sodass die bestehenden Gebäudestrukturen erhalten bleiben können. Die Verwaltung des Bezirkes strebt bereits eine Verlängerung der Metroverkehrsbahn bis zum Spital Policlinico. In einem weiteren Schritt soll diese Erschliessung durch den neuen Siedlungsraum hindurchgezogen werden. Sie knüpft an das neue Bildungsareal am Ende an, bevor sie über die Grenze zum nächsten Bezirk übergeht. Des weiteren wird eine Verdichtung des Uni-Areals vorgeschlagen, damit der Campus um die Universität attraktiver wird. Die Gebäudestrukturen wachsen zueinander und erlauben potenzielle Begrünungen und Aussenraumgestaltungen für die Studierenden. Die Hauptachse, welche die Roma II und das neue Bildungszentrum verknüpft soll als Grünallee gedacht werden, in dem Gewerbe und Begegnungsraum entstehen können. Die natürlichen Grenzen auf der östlichen Seite knüpfen an den bestehenden botanischen Garten an. Der botanische Garten soll erweitert werden, damit der Grünraum auch zu Fuss erschlossen werden kann. Durch die neue Regulierung werden auch grössere Grünfl.chen langfristig vergrössert und geschützt. Die grüne „Zunge“ erstreckt sich bis hin zum Spital. Hier werden bestehende Landwirtschaftsfelder vergrössert werden. Das neue Bildungszentrum „Educazione al Centro“ bildet das entscheidende Glied, welches die bebaute Stadt mit dem Grünraum verbindet. Der Grünraum umschlingt den Baukörper und endet als Quartierpark im Stadtraum. Die neue Wohnungsräume erhalten somit eine zusätzlichen Aussenraum, der von der Grundform des bestehenden Gebäudes definiert wird.

Die Umnutzung des Stadions in ein Schulgelände für Jugendliche und Kinder ermöglicht es die bestehenden Räume und Strukturen neu zu überdenken und sie auf den kleinsten Massstab zu reduzieren. Das Stadion wird zur Hälfte aufgebrochen, um neue Raumhierarchien zu erzeugen. Insgesamt besteht das Areal aus vier Schulgebäuden und einer grösseren Sporthalle. Aus der Feld des Stadions wird ein grosser öffentlicher Platz, mitten im neuen Grünraum für die Schüler:innen gestaltet. Die Struktur von Calatrava wird an den Ecken aufgebrochen, um die Zugänglichkeit zu gewährleisten. Die freistehenden Schottenbögen werden durch Mauerwerksverbände innerhalb der neuen Baukörper ausgesteift.

Durch diesen konstruktiven Eingriff werden gleichzeitig die innere räumliche Gestaltung auf die Klassenzimmer angepasst. Die Abstufungen der bestehenden Beton-Treppen werden durch Glasbausteine zu einer vollen Wand aufgezogen und ermöglichen es dem Innenraum von Calatrava einen Massstab zu verleihen. Ein Zwischengeschoss wird eingebaut, um die Raumhöhendimensionen fassbarer zu gestalten. Durch Rücksprünge der neuen Decke werden Aussenräume zu den Klassenzimmer gestaltet. Eine Galerie auf dem ersten Stock erlaubt es den Schüler:innen, den Begegnungsraum im Erdgeschoss eine leichte Orientierung im Gebäude zu erhalten. Die bestehende Struktur erlaubt eine Aufstockung auf der rohen Betondachplatte, in welche grössere Raumprogramme untergebracht werden können. Dadurch stehen diese im Gegensatz zur grossen Masse des Stadions. Auf der rechten Seite zum Botanischen Garten hin, wird eine zweiter Pausenplatz gestaltet, der für die jungen Kinder gedacht ist. Die neuen Volumen betten sich in den Grünraum ein und spannen zusammen mit der Sporthalle den zweiten Pausenhof auf. Die zwei volumetrischen Setzungen brechen die strenge Symmetrie des bestehenden Gebäudes auf und ermöglichen eine klarere Raumaufteilung und Orientierung im neuen Siedlungsgebiet.

Die Gebäudestruktur der beiden Neubauten sind ebenfalls im Schottensystem aufgebaut. Durch die Rücksprünge der Aussteifungsmauern werden die Zugänge zu den Klassenzimmern gestaltet. Beide Gebäude bieten, wie die Sekundarschule, grössere Aussenräume, die im Sommer die Innenräume gegen aussen erweitern.

„In Municipio VI ist die Zahl der Kindergarten-Kinder im Alter von 3 bis 5 Jahren in 10 Jahren um 52 % gestiegen: 2010 waren es 5330, 2019 waren es 8103. Ein Trend, der in anderen Gemeinden, insbesondere in Randgebieten, angesichts einer Abnahme der Präsenz derselben Altersgruppe in den Bezirken im Zentrum von Rom zu beobachten ist. Die Zunahme der Kinderzahl entspricht nicht einer ähnlichen Zunahme der Schulklassen, sodass die 20 städtischen Kinderschulen und die über 30 staatlichen Schulen in der Gemeinde nur einen Teil des Bedarfs der Familien decken können. Eine Situation, über die erfolglos von Nachbarschaftskomitees und Elternverbänden berichtet wurde.

Die Schule kann in einem Gebiet mit starkem sozialem Unbehagen und Mangel an öffentlichen Räumen für die Freizeit zu einem grundlegenden Bezugspunkt für die Nachbarschaft werden. Die Öffnung der Schule für das, durch das Gesetz 107 von 2015 genehmigte Gebiet, das „die Autonomie der Bildungseinrichtungen, Artikel 21 des Gesetzes 59/1997, vollständig umsetzt“, ermöglicht es den Schulen, Dritten Räume für die Durchführung von Aktivitäten auch nach Schulschluss zu gewähren. Die Schule in diesen Vierteln kann, auch dank des Willens kämpferischer Schulleiter, die in der Lage sind, Räume bereitzustellen, Lehrer und Eltern einzubeziehen und Allianzen mit Verbänden auf dem Territorium zu schaffen, einen Kampf gegen die Bildungsarmut führen, ein unverzichtbares Element, um Bürger:innen in Randgebieten präzise zu schulen, wo die Abwesenheit des Staates deutlicher wird.“

Quelle: FaridiRoma