Alex Nagel
Extinguishing Horizon

Der Brand als unkontrollierte Form des Feuers, steht in direktem Zusammenhang mit dem menschlichen Verhalten. Während in 9 von 10 Fällen die Initialenergie auf eine menschliche Unachtsamkeit zurückzuführen ist, (z.B. weggeworfene Zigarette) zeigt sich unser Verhalten auch in klimatischen Veränderungen. Die ansteigenden Temperaturen führen zu vermehrten und länger andauernden Hitzeperioden im Sommer: die abnehmende Bodenfeuchtigkeit lässt durch das Baumsterben das potentielle Brennmaterial ansteigen, während die menschlichen Aktivitäten im kühlen Wald zunehmen. Diese Entwicklung zeigt sich in einer quantitativen Zunahme der Brandereignissen, welche sich in die bisher feuchten Monate verteilen. (Januar bis April)

Der Brand einer Waldfläche bedeutet nicht nur der Verlust einer Biosphäre für Flora und Fauna, auch eine direkte Schutzfunktion für menschliche Infrastruktur geht damit verloren: rund 87% der Waldfläche im Kanton Wallis schützt menschliche Strukturen vor Gefahren aus höheren Lagen (Lawinen, Steinschlägen und Murgängen). Um die Eskalationskaskade bereits in ihrer Entstehung zu unterbrechen, ist ein schnelles Einschreiten der Feuerwehr von enormer Bedeutung: die ersten 30 Minuten eines Brandes sind entscheidend ein Feuer unter Kontrolle zu bringen.

Mit der Zunahme des Brandpotentiales (Anzahl und Geschwindigkeit) rückt die dichte von Wasserbezugsquellen in den Fokus: das heutige System aus Löschwasserteichen und Hydranten wird an seine Grenzen stossen. Die ansteigenden Temperaturen verflüssigen die aktuellen Wasserspeicher (Gletscher und Schneefelder) und werfen damit Fragen nach neuen Speicherformen auf, zudem verschiebt sich die Waldgrenze durch längere Vegetationszeiten in unzugängliche Höhenlagen. (Waldzunahme)

Das Leben mit Fragen um die Wasserverteilung ist im Wallis kulturell tief verankert. Jahrzehntelang waren die Bauern an den Hängen von den künstlich umgeleiteten Wasserverläufen abhängig – die Suonen sicherten die Ernte und zeichnen bis heute die Landschaft mit horizontalen Linien. Als 1913 mit der Eröffnung des Lötschbergtunnels die Anbindung ans Berner Oberland geschaffen wurde, erlangte der Hangverlauf von Gampel nach Brig (Südrampe) einen neuen Stellenwert. Die komplexe Infrastruktur wurde mit gezielter Bepflanzung vor natürlichen Gefahren geschützt und wird seither durch künstliche Bewässerung erhalten – der Untersuch aus diesem in der Schweiz einmaligen Vorgang, zeigen Grenzen und Potential für die anstehenden Fragen auf.

Auf die dynamischen und zeitlich schnellen aber verschobenen Prozesse, muss mit einem adaptiven System reagiert werden. Wie kann in naher Zukunft ein dichteres Netz aus Wasserbezugsquellen mit den sich verändernden Form des Wasserspeichers umgehen? Dabei die Veränderung der Waldzusammensetzung in mittlerer Zukunft begleiten und zwischenzeitlich die Schutzfunktion übernehmen, um in weiter Voraussicht ein klimatisch angenehmer Ort zu bilden – dann wenn die Temperaturen im Tal menschliches Leben erdrücken?