Andrea Brechbühl
PADIGLIONE DELLA CAMPAGNA

Die Baubrache Città dello Sport wird seit 11 Jahren sich selbst überlassen und stellt ein Symbol von materieller Verschwendung, Misswirtschaft und vergebenem Potential dar. Sie liegt rund 10 km östlich vom Stadtzentrum Rom entfernt, nahe der Universität Tor Vergata.

Der Ortsname „Tor Vergata“ wurde einem Landgut in der Campagna Romana im 14. Jh. gegeben und bezog sich auf einen Turm, der aus Tuff- und Backstein errichtet wurde. Der italienische Begriff „vergata“ bedeutet „streifig“ und bezieht sich somit direkt auf die damalige Bautechnik.

Die „Campagna Romana“ bezeichnet die weite, hügelige Ebene von Latium, die sich im Gebiet um die Stadt Rom bis nach Anzio erstreckt und hauptsächlich von der Landwirtschaft geprägt ist. So liegt die Città dello Sport an der Spitze eines sich gegen Süd-Osten öffnenden Kegels von Landwirtschaft. Dabei handelt es sich vorwiegend um Oliven-Plantagen, Reben für die Weissweinherstellung und Felder für den Futteranbau. Rundherum liegt das urbane Gefüge, das sich zunehmend verdichtet.

Der Entwurf schlägt eine Umnutzung der Baubrache Città dello Sport in den «Padiglione della Campagna» (Pavillon der Landschaft) vor, der Bildung und Landwirtschaft vereint.

Der Masterplan sieht eine bauliche Verdichtung auf dem Campus der Universität Tor Vergata vor. Im Kontrast zur Verstädterung steht der «Parco della Campagna». Der Grünraum stösst kegelförmig in das urbane Gefüge vor und bildet die grüne Lunge im urbanen Raum. Der Park schafft dabei die Verbindung zwischen Universität und «Padiglione della Campagna». Er beherbergt den bereits bestehenden botanischen Garten, die Kulturlandschaft und sieben neu aufgeschüttete Hügel, welche ein Netzwerk im Park schaffen. Der Auftakt macht eine Erhebung auf dem Gelände der Universität und der Höhepunkt bildet die Topografie bei der ehemaligen Città dello Sport. Diese wird Teil der Landschaft und verbindet sich mit der Natur, welche sich die Bauruine aneignet.

Der mit Erde überdeckte, westliche Gebäudeteil bleibt erhalten und bietet Räume für die Lehre und Forschung. Mittig wird die Struktur durch zwei Geschosse ergänzt, wobei Lichthöfe Tageslicht ins Innere bringen.

Die mittlere Halle bildet die Schnittstelle der beiden Funktionen Bildung und Landwirtschaft und wird als Markthalle, für Ausstellungen oder als Aula genutzt.

Im Kontrast zum verdichteten Gebäudeteil im Westen, steht die Ostseite des ehemaligen Stadionbaus. Hier werden Teile der Struktur rückgebaut und die bauliche Masse reduziert sich auf zwei Einzelbauten. Die Landschaft fliesst durch die Struktur und lässt diese Teil des Parks werden. Die beiden Einzelbauten sind programmatisch der Landwirtschaft zugewiesen. Zum einen entsteht ein Wohnhaus für Saisonarbeiter/-Innen und zum anderen ein Bistro, wo die lokal produzierten Produkte verkauft und konsumiert werden können.

Die neuen baulichen Strukturen besetzten den Bestand auf eine informelle Art und Weise. Währendem die Hülle des Wohnhauses innerhalb des Bestandes liegt, sitzt der Pavillon des Bistros auf dem Bestandsbau. Konstruktiv werden die Bauten in einer Holzleichtbauweise ausgeführt. Die Holzrahmenbauten werden mit wiederverwendetem Trapezblech und Sperrholzplatten beplankt und verleihen den Bauten einen informellen, temporären Ausdruck, welcher im Kontrast zum massiven und radikalen Bild des Bestandes steht