Sämtliche vernakulären Architekturen beziehen sich seit Jahrtausenden auf den Energiehaushalt eines Gebäudes. Die Gewinnung von Energieträgern wie Brennholz etc. war mit schwerer Arbeit und Anstrengungen verbunden. Die Form und Erscheinung von vernakulären und indigenen Bauten richteten sich demnach nach der Leistung der Architektur, welche bezüglich des Energiehaushalts und dem sparsamen Umgehen mit Ressourcen einen fundamentalen Beitrag leisten kann. Die Intervention soll eine These für die Suffizienz und Effizienz, sowie der integralen Betrachtungsweise von Architektur im Wechselspiel mit der Umwelt darstellen.

Die Binz beherbergt 410000m2 gebaute Geschlossfläche. Dies ist äquivalent mit der Geschossfläche von 5.5 Primetowers. Davon werden 43% als Lager genutzt. Sowohl die städtebauliche als auch das Projekt stützen sich auf das Credo der Suffizienz. Die bestehenden Strukturen werden erhalten und auf Ersatzneubauten verzichtet. Einzig sind vertikale und horizontale Anbauten zur Erweiterung der Flexibilität sowie der Programmatischen Vielfalt geplant. Ebenfalls sind die additvien Erweiterungen von Gebäuden ein häufiges Bild in der Binz, bei welcher diese Pragamatismen und Kausalitäten einen Teil der Identität bilden. Die Ergänzung mit Wohnnutzungen und öffentlichen Angeboten soll Ballungen der unterschiedlichen Nutzer und Bewohner der Binz ermöglichen und für einen belebten Stadtraum sorgen. Die anonyme Binzstrasse, welche sich als glatter Transitraum postuliert wird durch die angesprochenen Schichtungen profiliert als auch als verkehrsfreie Binz-Gasse situiert.

Den bestehenden Problematiken der Überhitzung und der Versiegelung wird entgegengewirkt. Dies geschieht mittels der Begrünung des Stadtraums, als auch der Schaffung von Wasserläufen. Diese begünstigen die Kaltluftverbreitung der Luftströme des Uetliberges und kühlen somit das Gebiet der Binz.

Das Projekt ist ein Exempel für sämtliche städtebaulichen Thesen und agiert symbiotisch mit dem neugeschaffenen Microklima. Wie beschrieben richtete sich die Erscheinung und Organisation von vernakulären Architektur nach dem Energiehaushalt. Diesem Leitfaden folgt auch die Konzeption des Projekts. Der Wärmefluss über die Thermodynamik, sowie das Aktivieren der Energiespeichermasse sind hierbei die Hauptakteure. Im Winter können sich die Grundrisse des Bürogeschosses einfach in kleinere Raumzellen umstellen, welche sich als geschlossene Raumschichten reihen. Dies sorgt für eine verminderte Luftzirkulation, somit werden die Räume effizienter und schneller geheizt. Zudem wirkt die unbewegte Luft in den Raumschichten als weitere Isolation. Dies sorgt für eine erhebliche Einsparung an CO2.

Im Sommer tritt das Gegenteil ein, die Räume öffnen sich und es bilden sich Querungen, durch welche die Luftströme gut Strömen können. Die leichte Brise als auch die gewehrleistete Nachtauskühlung kühlen das Gebäude ohne zusätzliche haustechnische Gerätschaften. Tragend ist hierbei auch das Wechselspiel mit der Begrünung der Binz. Die kühle Luft welche durch die Verschattung der Pflanzen sowie durch die Verdunstung auf den Blätteroberflächen und der Wasserläufe entsteht, wird mittels Kamineffekt durchs Gebäude gezogen.

Mittels der Erweiterung der innenliegenden Galerie und dem Öffnen des Daches wird der dunkle Lager- und Luftraum vertikal verbunden und belichtet. Neu werden Lehmbauten in die neuerweiterten Höfe gestellt. Die Masse der geschossübergreifenden Lehmkonstruktion dient mit seiner thermischen Masse als klimatisches Aggregat und Regulator über den gesamten Tag-/Nachtzyklus und über die Jahreszeiten hinweg. Im Sommer fungieren die Einbauten als Kamine, welche die warme Luft im Gebäude entweichen lässt und die kühle Luft des begrünten Stadtraums nachzieht. Im Winter wirken die Höfe als Energiespeicher. Die darin beinhaltete Luft wird mittels direkter Solarererträge und indirekt mittels PV Anlagen und Warmwasserspeicher erwärmt. Erneut greifen die Gesetze der Thermodynamik. Zudem wirkt der Lehm als hgroskopische Masse und reguliert den Feuchtehaushalt der feuchteren, warmen Luft.

Dadurch entstehen unterschiedliche vertikale Klimazonen. Die Nutzungen orientieren sich entlang dieser. Die Wohnungen, welche sich auf Höhe der Warmluftglocke befinden, profitieren im Winter von dieser. Nebst den Hofeinbauten findet sich der Lehm auch in den Gusselementen der Decke und der Thermikelemente in den Büros.

Das Projekt arbeitet sowohl thermisch als auch architektonisch mit der Gegensätzlichkeit von Luft und Masse. Die Thermodynamik als auch die Masse des Lehms bestimmen die Nutzung und Organisation des Gebäudes und prägen dessen Organisation und Ausdruck.