Masterplan

Die Stadt Rom ist mit seiner Vielzahl an Institution die Universitätsstadt Italiens. Sie hat eine hohe Anziehung auch über die Stadt hinaus. Rund vierzig Prozent der Studenten in Rom kommen aus anderen Teilen des Landes und aus dem Ausland. Trotz dieser Tatsache gibt es einen akuten Mangel an studentischem Wohnen in der Stadt. Mit einer Verfügbarkeit von Unterkünften für nur 2.4% der Studenten ist Rom die Stadt mit tiefstem Anteil an in Italien. Die potentielle Nachfrage liegt bei 21%. Das Projekt sieht daher Umnutzung der Città dello Sport zu Studentenwohnen vor. Durch seine Nähe zur Universität Tor Vergata sowie dem zukünftig guten Anschluss an die Stadt durch öffentlichen Verkehr eignet sich der Ort für diese Nutzung.

Das weitere Areal bietet auch das Potential für zukünftige Entwicklung zu einem Teil der Stadt Rom. Das Gelände des EUR machte von den fünfziger Jahren bis heute eine ähnliche Entwicklung durch, von einer Brache mit unfertigen Monumentalbauten zu einem dichten und integralen Bestandteil der Roms. Trotz der ähnlichen Ausgangslage muss die Entwicklung des EUR Geländes jedoch als kritisch betrachtet werden. Viele der Probleme sind Resultat der privaten Entwicklung der ehemals öffentlichen Parzellen. Dies führte zu einer starken Zerstückelung des Gebiets und einem geringen Grad an öffentlichem Raum.

Weiter ist die Verkehrssituation weitgehend ungelöst. Die Abhängigkeit vom Auto zur Erschliessung des Gebiets führt zu Stau und geringen Qualitäten des Strassenraums für Fussgänger. In der Entwicklung des Gebiets Tor Vergata gilt es diese Probleme bereits im Masterplan zu erkennen und vorzubeugen. Bezüglich der Verkehrssituation ist eine Klärung durch klare Hierarchie von Erschliessungen nötig. Ein zentraler, verkehrsfreier Boulevard dient als Hauptverkehrsachse für Velos und Fussgänger. Daran stossen von beiden Seiten in grösseren Abständen die Erschliessungswege der einzelnen Quartiere für Motorfahrzeuge.

Entlang des zentralen Boulevard wird ein Freiraumgerüst aufgespannt welches dem stark verdichteten Quartier öffentliche Räume bietet. Der Boulevard bildet in seiner Verlängerung nach Osten eine Verbindung zwischen der Universität, dem Studentenwohnen und dem Naherholungsgebiet des Botanischen Gartens. Das Studentenwohnheim bildet dabei ein Gelenk in dieser Wegachse und gliedert sich über seine umfassten Aussenräume und Terrassen in das Netz der öffentlichen Plätze ein.

Städtebau

Die Städtebauliche Figur leitet sich in ihrer Form aus dem Bestand ab. Indem auf der bestehenden Struktur der zwei Stadien aufgebaut wird, entstehen zwei gefasste Höfe. Teile des Bestandes werden in beiden Hälften zurückgebaut, um die beiden Höfe nach aussen zu öffnen. Der westliche Hof orientiert sich nach Norden zur städtischen Bebauungsstruktur. Der Boulevard in der Achse zur Universität mündet in einem Städtischen Platz, und wird dann über eine weite öffentliche Treppe auf die Terrassen geleitet, welche das Innenleben dieses Hofes gestalten. Trotz der Weite des Hofes bilden sich durch die Begrünung und Unterteilung in verschiedene Niveaus sowohl grosszügige wie auch intimere Momente. Die obere Terrasse ist über ein Hochparterre mit dem studentischen Wohnen direkt verbunden. Der östliche Hof orientiert sich in Richtung Südosten und greift somit in die Erweiterung des Grünraums, welche von Botanischen Garten im Osten des Geländes ausgeht. Anders als sein Zwilling, welcher einen städtischen Charakter besitzt, zeichnet sich dieser Hof durch seinen wilderen Bewuchs aus. Die Topographie des Hofes wird durch Aufschüttung von Aushub aus der Entwicklung des Quartiers erreicht. Auf diese weise greift diese Seite des Gebäudes den Landschaftsraum und bildet einen Ankunftspunkt aus der Richtung des Botanischen Gartens.

Nach Innen folgt die Gebäudekubatur der radialen Form des ehemaligen Stadions. Nach Aussen folgt das Volumen jedoch dem Raster der neuen Quartiersbebauung. Anders als die ursprüngliche Città dello Sport, welche als Solitär entwickelt wurde, fügt sich das Gebäude nun in die städtische Struktur ein und wird ein integraler Teil von ihr.

Organisation

Die innere Organisation des Gebäudes basiert auf einer Laubengangerschliessung, welche die äusseren Schicht des Gebäudes bildet. Das Gesamtvolumen ist in Abschnitte unterteilt, welche jeweils einen Typus von Wohnung gemeinsam haben. Es existieren drei verschiedene Wohnformen:

In den Ecksituationen befindet sich der Maisonette Typus mit gemeinsamem doppelstöckigem Wohnzimmer und Küche für sechs, respektive vier Personen. Die grössere Raumtiefe der Ecke wird ausgenutzt, um mithilfe von Lichthöfen grössere Wohnräume anzubieten. Ein zweiter Typus ist das Clusterwohnen, welches aus einzelnen Zimmern mit eigenem Bad besteht. Ein grosser gemeinschaftlicher Raum welcher als Küche, Esszimmer und Wohnzimmer dient, wird von jeweils acht Zimmern geteilt. Dieser kann neben dem Laubengang auch über die vorgelagerte Balkonschicht erschlossen werden. Weiter gibt es Zweizimmerwohnungen, welche sich an Einzelpersonen oder Paare richten. Diese verfügen über eine eigene Küche und ein Bad.

In den Zwischenräumen der Zimmergruppierungen finden sich kleinere gemeinschaftlich nutzbare Aussenräume, welche für alle Bewohner zugänglich sind. In den Ecken der Figur wiederum befinden sich doppelgeschossige Gemeinschaftsräume im Zwischenklima, welche für grössere Anlässe genutzt werden können. In den zwei Geschossen welche in die bestehende Struktur integriert sind, werden an der Fassade umalufend Studierendenarbeitsplätze situiert. Zentral unter der Terrasse finden sich grössere Nutzungen wie die Sporthalle.

Struktur

Strukturell orientiert sich das Projekt an der römischen Tradition des Bauens auf bestehenden Strukturen. Sichtbar ist dies an Beispielen wie dem Teatro Marcello, wo ein noch bestehendes römische Theater mit Wohnungen aufgestockt wurde. Viel häufiger ist die Nutzung von römischen Fundamenten zum Bau neuer Gebäude, was sich teils stark in der städtischen Struktur abzeichnet. Die bestehende Struktur der Città dello Sport bietet ein teils stark überdimensioniertes Grundgerüst, welches sich durch seine Robustheit als Fundament einer darauf aufgebauten Konstruktion eignet. Die Anordnung von Wandscheiben direkt über den Radial verlaufenden Bögen des Bestands erlaubt eine direkte Abtragung der Vertikalkräfte. Auf diese Weise ist die Aufstockung durch eine Mauerwerkskonstruktion von bis zu neun Geschossen möglich, ohne die Notwendigkeit einer statischen Ertüchtigung.

Die bestehenden Betonbögen des Bestands dienen als Fundamente für die darauf ruhende Struktur. Abgeleitet daraus entsteht eine Schottenbauweise aus Mauerwerk, welche sich radial abwickelt. Die beidseitig abgehängte leichte Stahlstruktur, welche Laubengang und Balkone bildet, leitet die Vertikallasten über einen vorgefertigten Betonsturz in die tragenden Wandscheiben. Horizontalkräfte werden mittels Stahlkabel in die Stahlbetondecke geführt und so auf die Wandscheiben verteilt.