In der Geschichte der Binz standen zwei Merkmale im Vordergrund: die Lehmgrube und Ziegeleifabrik. Das Material wurde von den umliegenden Lehmgruben entnommen und in der Fabrik bearbeitet. Der Standort Binz war aufgrund der hier anliegenden Moräne des Uetlibergs mit deren Erdzusammensetzung für die Ziegelproduktion sehr geeignet. Allerdings existiert die Ziegeleifabrik heutzutage nicht mehr und die Binz ist ein Industrie- und Gewerbegebiet geworden.

Mit der Gedanken über die Nachhaltigkeit wird das Material des Projekts aus der Binz gewonnen. Der Lehm des Gebiets hat einen hohen Tongehalt und dafür kann er als ein gutes lärm- und schallisolierendes Material benutzt werden. Als ein Industriegebiet ist es selbstverständlich, dass dieser Ort laut sein wird und darf, aber es fehlen Räume mit guten Aufenthaltsqualitäten und das Material vom Ort kann eine Lösung dafür bieten.

Darauf basierend habe ich mich entschieden, mich mit dem Thema „Lehm und Akustik“ auseinander zu setzen. In der Vorbereitungsphase habe ich eine Klanganalyse der Binz gemacht und die Lautstärken an unterschiedlichen Stellen gemessen. Gleichzeitig habe ich Materialexperimente gemacht, d.h Lehm mit unterschiedlichen Fasern gemischt und mit einem selbstentwickelten Messobjekt habe ich die Dezibelwerte von den einzelnen Proben gemessen. Aus meinen Experimenten ergibt sich, dass eine Mischung aus Lehm und Hanffasern eine gute Kombination für Schallisolierung bildet und aus dieser Mischung habe ich eine Akustikplatte hergestellt.

Die Platte kann gleichzeitig als Wärme- und Schalldämmung benutzt werden. Die Materialmischung mit Fasern ermöglicht eine Absorption höherer Frequenzen, zusätzlich wird durch die stufenförmige Oberflächenstruktur der Platte auch eine Absorption der tieferen Frequenzen möglich.

Das Projekt sieht vor, die akustischen Eigenschaften vom Material Lehm zu thematisieren. Es gibt drei Lehmkörper, die entsprechend ihrer Funktionen unterschiedlich gross sind. Der Hauptkörper bietet einen neuen Theathersaal für die Binz.

Mit einer Teleskoptribüne und leichter Möblierung kann der Raum flexibel für unterschiedliche Events genutzt werden. Dazu gibt es noch Musik- und Kunsträume, eine Bibliothek, Café mit Aufenthaltsmöglichkeiten und Lagerräume. Der kleinste Lehmkörper bildet den Erschliessungskern. Das Restaurant Binz&Kunz bleibt im Erdgeschoss bestehen. Im Zwischenraum der Lehmbauten befindet sich eine Kaskadentreppe, die die Erschliessung zu den oberen Geschossen direkt ermöglicht.

Um die Lehmkörper herum gibt es ein Holzgerüst mit einer Textilfassade, die die drei Lehmkörper optisch verbindet. Das Holzgerüst bildet Verbindungswege zwischen den Volumen aus. Durch die Transluzenz der Textilfassade entsteht mit Einsetzen der Dämmerung, der Eindruck von einem leuchtenden Körper. Durch klappbare Elemente kann die Fassade je nach Wunsch geöffnet werden und gleichzeitig kann sie im Aussenraum als Bildschirm für Open-air Kinos benutzt werden.

Es gibt zwei separate Holzgerüststrukturen, einmal für die Innenräume und einmal für die äusseren Korridorteile. Diese Trennung der Konstruktionen wird aufgrund des unterschiedlichen Setzungsverhaltens von Lehm und Holz notwendig, so können mögliche Probleme an den Verbindungsstellen vermieden werden. Entsprechend der Funktion der jeweiligen Räume reguliert der Lehm die Akustik der Innenräume (mit der Akustikplatte/ als Mischung mit Fasern/ ohne Schalldämmung) .

Wo eine komplette Isolierung (wie zB im Musikraum oder der Bibliothek) benötigt wird, werden Akustikplatten benutzt und wo es weniger akustische Ansprüche gibt, bildet die Dämmung, bestehend aus der Lehm-Hanffaser-Mischung die Oberfläche der Innenräume. Im Theatersaal befinden sich die Akustikplatten in den obersten Teile der Wände und im Kassettendach. Die untere Teile der Wände bestehen aus vorgefertigten Stampflehmblöcke mit Zwischendämmung.

Zwei grosse Trichter fungieren als Lautsprecher und tragen die Klänge des Theaters nach Aussen. Kleinere Trichter entlang der Korridore bieten dem Besucher auf seinem Weg durch das Gebäude die Möglichkeit, die verschiedenen Nutzungen auditiv zu erleben.

Das Motiv der Abtreppung, was erstens in der Lehmgrube und danach in der Akustikplatte vorkommt, findet sich in den, im Boden eingelassenen Sitzstufen im Aussenraum wieder.