Selin Risi
Die Künstlichkeit des Wassers - Case Study Kraftwerke Oberhasli

Masterarbeit FS22

Landschaftsinfrastrukturen - Starke Formen

Student: Selin Risi

Assistent: Cosimo Caccia

Gastdozentur für Entwurf Corinna Menn

Institut für Landschaft und Urbane Studien (LUS) Professur Günther Vogt

Assistent: Violeta Burckhardt

Externer Gast: Jürg Conzett

DIE KÜNSTLICHKEIT DES WASSERS - CASE STUDY KRAFTWERK OBERHASLI

Um die Energiewende zu schaffen, hat der Bundesrat 15 Speicherkraftprojekte definiert (runder Tisch Wasserkraft), welche bis 2040 umgesetzt werden sollten. Dadurch soll 2 TWh mehr Energie mit Wasserkraft erzeugt werden, als bisher. In dieser Auswahl befinden sich 3 Projekte im Gebiet der Kraftwerke Oberhasli. Wobei der Neubau der Triftseestaumauer das ausgereif-teste aller möglichen Projekte ist.
Deshalb orientiert sich der Entwurf am Mengengerüst des Triftprojektes. Es wurde ein Vorschlag ausgearbeitet, wie das Beruhigungsbeckenvolumen um die benötigten 45% an Volumen gesteigert werden kann. Zudem wird dieser infrastruktureller Eingriff überlagert mit der Idee, dass sich die Kraftwerke von einer reinen Dienstleistungsunternehmung zu einem Tourismusunternehmen und nun zu einem Anbieter öffentlicher Dienstleistungen weiterentwickelt.
Durch den Bau des neuen Beruhigungsbecken wurde der bestehende Stollen obsolet. Dieser soll nun wieder reaktiviert und verlängert werden. Dieser Teil der Anlage dient bereits als Speicher, dazu kommt ein unterirdisches Speicherbecken. Von da aus fliesst das Wasser über ein Viadukt via Wasserfall in ein oberirdisches Speicherbecken. Schlussendlich kann das Wasser geregelt an die Aare zurückgegeben werden.
Die lineare Wasserinfrastruktur wird mit punktuellen öffentlichen Gebäuden aktiviert. Diese sollen nicht nur Orte der Zusammenkunft kreieren, sondern auch den Zugang zum Wasser für die Bevölkerung öffnen, sowie die unterirdische Welt erlebbar machen. Das technische Element und die unterschiedliche Wahrnehmung der Infrastruktur je nach Strombedarf, sollen inszeniert werden. Dabei spielt sowohl das Viadukt, aber vor allem auch der Wasserfall eine wichtige Rolle. Wird Strom produziert, so fliesst Wasser. Wird keine Energie benötig, gibt es keinen Wasserfall und auch das Speichervolumen leert sich allmählich um Platz zumachen für den nächsten Produktionszyklus. Eine Zugangstreppe erschliesst den Platz mit dem öffentlichen Ort oberhalb des Viaduktes. Von da gelangt man auf die Terrasse des Bistros. Dieses platziert sich parallel in Fliessrichtung des Wassers.Das Forschungs- und Seminargebäude spannt den Raum zwischen dem bestehenden Beruhigungsbecken und der Aare auf. Das Gebäude ist zweiseitig gerichtet. Im unterirdischen Bad orientiert sich der Entwurf am Bergbau. Kleine Räume, welche einen kuppelartigen Abschluss haben. Es gibt Entlüftungsschächte, welche zeitgleich auch Licht in den Raum bringen.
Mit dem Aushub des Beruhigungsbeckens wird ein Erdwall kreiert, welcher die bestehende Siedlungsstruktur vor Hochwasser schützt.
Die grossmasstäbliche Analyse der Kraftwerke mündet in einem spezifischen Eingriff, ganz am Ende des Systems. Es wird ein neues Gesicht kreiert. Ein Gesicht, welches die Ideen von Jaques Wipf einbezieht und weiter spinnt und zudem den reinen monofunktionalen Zweckbau überwindet und somit eine technische, wie kulturelle und soziale Dauerhaftigkeit ermöglicht.