Der Campus der ETH Hönggerberg liegt an der topografischen Schnittstelle zwischen den beiden Zürcher Stadtteilen Höngg und Affoltern. Ansteigende Studentenzahlen sowie wachsender Forschungsbedarf während der Nachkriegszeit veranlassten die ETH, eine “Aussenstation” für ca. 10’000 zusätzliche studierende zu planen. 1957 wurde Albert Steiner, ehemaliger Stadtbaumeister von Zürich und Professor für Architektur und Städtebau an der ETH mit der Bebauungsplanung beauftragt. In den folgenden Jahren entsteht ein offener Campus mit freistehenden Volumen und grosszügigen miteinander verbundenen Grünräumen. Ab 1970 erfolgt mit dem HIL Gebäude ein erster Massstabssprung und die neu realisierten Bauten wurden als flexibel erweiterbare, umbaubare und umnutzbare Systembauten konzipiert. In den 80er und 90er Jahren hingegen standen vermehrt klar gefasste Stadträume zur neu angelegten Verbindungsstrasse zwischen Höngg und Affoltern im Fokus. Erweiterungsszenarien seit den frühen 00er Jahren sind schliesslich geprägt von wirtschaftlichen Synergien zwischen privaten Immobilienentwicklern und öffentlichem Bauland. Dabei wurde der Campus in verschiedene Parzellen unterteilt und zunehmend isoliert entwickelt und so folgte eine Serie von auf sich selbst bezogenen Solitären: entweder Ergebnisse wirtschaftlicher Renditeüberlegungen, Forschungsprojekte, welche neue Bautechnologien zur Schau stellen, oder auch formale Experimente mit wenig Bezug zur gebauten Umgebung. Dies geschah nach 2004 unter dem Masterplan “Science City” und ab 2015 mit dem überarbeiteten Regelwerk “Masterplan 2040”.

Das siegreiche Projekt aus dem Projektwettbewerb zum HPQ sieht nun einen weiteren Solitärbau im dafür bestimmten Perimeter vor. Auf dem westlich angrenzenden Baufeld wurde beinahe parallel dazu ein Wettbewerb für die Sanierung und Erweiterung des bestehenden HIF Gebäudes geplant und auch das im Süden angrenzende HIL Gebäude muss in den nächsten Jahren entweder totalsaniert werden oder einem Ersatzneubau weichen. Das kürzlich fertiggestellten HIB Gebäude und das geplante HIC Gebäude dahinter sind weitere isolierte Bauaufgaben, welche auf der dafür vorgesehenen Fläche umgesetzt und realisiert werden.

Diese sehr städtische Entwicklung von unabhängig voneinander entwickelten Parzellen verwirrt und steht im Widerspruch zur stark vernetzten Nutzung der Gebäude. Zudem bin ich der Ansicht, dass die von der Natur geprägten räumlichen Qualitäten, die den Campus ETH Hönggerberg auszeichnen, unter einer solchen Entwicklung hin zur “Sience City” leiden.

Mein Projekt behandelt den Neubau des Physikgebäudes als Teil einer zusammenhängenden Entwicklung des Campus und untersucht, welche Potentiale und Synergien eine ganzheitliche Betrachtung in diesem spezifischen fall möglich gewesen wären.

Durch die geplante Erweiterung des HIF und den HIB Neubau wird das HIL in Zukunft eher unterbelegt sein. Somit können im Zuge einer Sanierung und Erweiterung des HILs sämtliche erforderlichen Flächen realisiert werden. Gleichzeitig kann der offene Charakter des Campus durch die Wahrung der Freiräume und Schaffung neuer Sichtbezüge gestärkt werden.

Das Forum zwischen Hexagon und HIL, das heutige Herzstück des Campus, erhält mit der Aufstockung des HIL einen räumlichen Abschluss. Gleichzeitig werden im Erdgeschoss mit gezielten Durchstichen neue Verbindungen geschaffen und somit die heute eher abgelegenen Bereiche des Campus an das Forum angebunden.

Ein Anbau liefert die benötigten Flächen für die hochsensiblen Laborräume und schliesst das HIL im Norden ab.

Die bestehende Fassade des HIL wird um eine Balkonschicht erweitert. Neue Türen und Lüftungsflügel öffnen die bisher hermetisch verriegelte Gebäudehülle und so entsteht ein konstanter Dialog zwischen Innen und Aussen. Die strenge Rasterstruktur des HIL lässt klare Grundrisse im Innern zu. Die eher informelle Balkonschicht hingegen schafft vertikale Bezüge und aktiviert die bestehenden Terrassen und Dachflächen. Ein Sheddach ermöglicht trotz einer Gebäudetiefe von knapp 30 Metern eine lichtdurchflutete Aufstockung mit einzigartigen Arbeitsräumen.