Die Mannigfaltigkeit der Architektur und Monumente in Rom aus den unterschiedlichsten Epochen der Geschichte finde ich sehr faszinierend. Besonders die Basilika Santa Maria Maggiore ist für mich eine wichtige Referenz, die mich beim Entwerfen von Umbauten stets begleitet. Die Bewegung von der Piazza di Santa Maria Maggiore durch die opulente Südostfassade aus dem Barock in das disziplinierte Kirchenschiff der frühchristlichen Basilika begeisterte mich unmittelbar bei meinem ersten Besuch. In dem direkten Nacheinander der plastischen Fassade sowie der strengen dreischiffigen Stützenhalle, hat mich das Spiel zwischen den einzelnen Bauabschnitten und ihren verschiedenen Stilmittel sehr fasziniert und meine Haltung für das Weiterbauen von bestehenden Strukturen nachhaltig beeinflusst.

Um genauer zu verstehen, wie aus der zeitlichen Überlagerung von verschieden Strukturen besondere Bauwerke wie die Basilica Santa Maria Maggiore resultieren, habe ich eine Reihe von Umbauten in Rom und ihre Überlagerung von verschiedenen Grundrissen analysiert. So wie die Basilika Santa Maria Maggiore stehen für mich auch die Kirche San Nicola in Carcere sowie der Campidoglio von Michelangelo für die pragmatischen Überschreibungen von Rom, welche der Stadt Ihren besonderen Charakter verleiht. In allen drei Beispielen sind bestehende Strukturen über die Zeit weitergebaut worden und haben durch die Ablesbarkeit von früheren Bauabschnitten jeweils eine besondere Gestalt im Grundriss. Diese überraschenden Fragmente wie die Säulen des alten Tempels in der Fassade von San Nicola Carcere oder die frühchristliche Apsis in der Basilika Santa Maria Maggiore, finde ich sehr spannenden weil ich denke, dass man bei einem Neubau niemals solche Elemente entwerfen würde. Ausgehend von dieser Analyse, habe ich das Prinzip der strukturellen Überschreibung von einer bestehenden Struktur auf das Stadion Città dello Sport von Santiago Calatrava angewendet, welches als gebaute Ruine zu einer städtebaulichen Textur wird.

Die bestehende Struktur des Stadions von Calatrava lese ich als Konstrukt bestehend aus den beiden Teilen des Betonsockels und der Stahlbau-Kuppel. Weiter bestehen für mich die primären Elemente der Konstruktion in der radialen Struktur der betonierten Bögen des Sockels, welche ich in meinem Projekt mit Holzbrettern situativ mit Tribünen ausbaue. Die besondere Qualität des Stahlbaus sehe ich als grosses Materiallager welches ich in meinem Projekt verwende, um die Grundlage für ein neues Dach zu erstellen, das sich über die ganze Anlage spannt und die vorgefunden Räume mit einem schattigen Zwischenklima überdeckt. Aus der bestehenden Kuppel werden die 982 identischen Elemente von 0.45 m Durchmesser und 4.725 m Länge als Stützen für das neue Dach wiederverwendet.

Der Grundriss von meinem Projekt ist von meinem Masterplan für eine Stadt mit unterschiedlichen städtebaulichen Texturen abgeleitet. Mit der Umkehrung der Typologie des Blockrandes in eine Struktur aus gebauten Strassen-Körper, werden die Stadien des Città dello Sport neu gefasst und in mehrere Auditorium und Theaterhallen rekonfiguriert. Mit den unterschiedlichen Nutzungen von Hotel, Büro, Markthallen und Restaurants wird das Gebäude somit zu einem weiteren Stadtteil des Masterplans.