PORRUM // ERWEITERUNG DES ZÜRCHER ENGROS MARKTES

Foodwaste und Flächenverbrauch ist in der Nahrungsmittelproduktion ein grosses Problem und die Herausforderung wird mit der Bevölkerungsentwicklung immer grösser. Wie sieht die Zukunft des Konsums und der Nahrungsmittelproduktion aus?

Durch eine Erweiterung des bestehenden Engros Marktes mit Produktion und Öffentlichen Nutzungen sollen neue Synergien entstehen können. Der Kreislauf eines Produktes soll erweitert und verlängert werden. Jedes Produkt, sei es das Gemüse und die Früchte oder die Energie und Ressourcen, sollen mehrmals den Kreislauf durchlaufen können um so einen maximale Ertrag zu erreichen und den Abfall oder das Verschwenden zu minimieren. Durch das Einbeziehen der Öffentlichkeit soll vor allem ein Bewusstsein für die Produkte und die damit Verbundene Energie geschaffen werden.

Das Areal des Engros Marktes ist geprägt durch lineare grosse Strukturen, sei es das angrenzende Gleisfeld, das Nachbarsgebäude der Migros Genossenschaft oder die Hauptverkehrsachse Richtung Stadtzentrum. Die Volumetrie der Erweiterung nimmt diese Linearität auf und bildet durch eine acht-geschossige Scheibe einen Abschluss zum Gleisfeld. Durch eine nordseitig, liegende Scheibe bzw. einer Hallenstruktur mit angeschlossenen Brücken soll eine Verbindung zum Produzentenmarkt und somit auch zur Stadt entstehen.

Die südlich stehende Scheibe kann als Rückgrat gesehen werden. Sie beinhaltet die Erschliessung des Gebäudes, Räume für die Produktion und Verarbeitung der Produkte sowie Systeme zur Energieerzeugung und dessen Speicherung und Umwandlung. Es wird eine Vertical Farm errichtet, die sich in verschiedenen Klimazonen ausbildet. Dieses Rückgrat erlaubt eine maximale Flexibilität im nördlichen Teil des Gebäudes.

Durch die kommende Realisierung des Hardturmprojektes, entsteht ein grosses Potential für die Öffnung des Areals und das Ergänzen mit öffentlichen Nutzungen. Das, aufgrund der Sicherheit, abgeschlossene Areal soll temporär geöffnet und zugänglich gemacht werden können. Das Aufkommen des Cargo Sous-Terrains und die damit verbundene Reduktion des Ferngüterverkehrs soll diese temporäre Öffnung erlauben. So kann in der Nacht der Betrieb wie bisher weitergeführt werden, während tagsüber der Bereich zwischen dem Produzentenmarkt und dem Gebäude durch bewegliche Tore und Elemente der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Somit können auf diesem Platz verschiedene Nutzungen Platz finden, wie zum Beispiel ein Wochenmarkt, ein Openair Theater, ect. Durch den Einbau eines automatisierten Vertikalen Lagers, welches das Untergeschoss, Erdgeschoss und Obergeschoss verbindet, soll der Betrieb des Engros (v.a. Onlinehandel) auch tagsüber weitergeführt werden können. Somit gelangt die Öffentlichkeit über den Platz oder über die vorhin genannte Brückenstruktur ins Gebäude und wird dabei durch die verschiedenen Klimazonen des Gemüse- und Früchteanbau begleitet. Das Produkt soll in jedem Bereich sichtbar bleiben. Die Hallenstruktur soll als Werk- bzw. Eventhalle funktionieren. Sie kann flexible, sich verändernde Nutzungen aufnehmen, wie zum Beispiel Workshops oder Gartenkurse. Die Hallenstruktur soll, wie der Platz auf Erdgeschossniveau, durch Falt- und Schiebeelemente in kleinere Hallen unterteilt, oder je nach Event, komplett geöffnet werden können.

Die Struktur besteht aus einer Holzskelettbauweise. Die Stütze, eine dreiteilige Stütze mit Kreuzquerschnitt, soll wie die Bestandes Stütze der Betontisch-Konstruktion Leitungen aufnehmen können um so eine Flexibilität für Veränderungen zu erreichen. Auch der Kreuzquerschnitt entspringt dem Gedanken der Flexibilität. Die Hauptstütze trägt die Hauptlast ab und die seitlichen Stützen dienen zusätzlich als Anschlusspunkt. Im nördlichen Bereich der Hallenstruktur wird das Raster des Bestandes von 15.40x15,40 Meter übernommen und mit Fachwerkträger überspannt. Im Bereich der stehenden Scheibe wird diese Spannweite mit Brettschichtholzträger überwunden. In den Bereichen, in welchen sich Pflanzen befinden wird mit einem Lehmausbau gearbeitet, um so der Luftfeuchtigkeit entgegen wirken zu können.

Die Fassaden sollen die zwei unterschiedlichen Seiten des Gebäudes nach aussen tragen und zeigen. Die Südfassade wird durch vorfabrizierte Lehmelemente gebildet, die als Ausfachung der Holzstruktur dienen. Diesen Lehmelementen wird in gewissen Bereichen eine PV- Fassade vorgehängt. In Kombination bilden diese zwei Elemente ein Trombewall-System, welche die thermische Bauteilaktivierung ankurbelt und so im Sommer und im Winter für ein konstantes Klima im Innern der Kammern sorgt. Südseitig wird die Fassade über eine Pufferzone ausgebildet, wessen äussere Schutzschicht aus leichten Faltschiebefenster aus Polycarbonat-Stegplatten besteht. So können im Innern verschiedene Raumschichten zusammen geschaltet oder je nach Jahreszeit voneinander getrennt werden. Durch die Bewegung der faltbaren Elemente entsteht ein Spiel in der Fassade und die Nutzung im Innern kann Richtung Stadt nach aussen getragen werden.