Timon Dönz, Kevin Hüppi
Stättebau - Die Geschichte des 27. Kantons

Irgendwo zwischen Hier und Dort

Stundenlang rast die Umgebung verschwommen an uns vorbei. Wir erfreuen uns an unserer vermeintlichen Freiheit, sind mobil. Auf dem Asphaltband jedoch reiht sich Wagen an Wagen. Nach strengen Regeln geht es geordnet voran. Wir sind Teil eines grossen Ganzen, der Autobahn. Orte, die wir passieren, werden stellvertretend durch grosse Anzeigetafeln an den Ausfahrten wahrgenommen. Den Blick durch die Windschutzscheibe auf das unendliche Grau vor uns gerichtet, entdecken wir am Strassenrand ein Piktogramm mit Zapfsäule und Essbesteck, welches uns eine Raststätte ankündigt.
Als Durchreisende halten wir kurz am Rande dieses unaufhörlich fliessenden Verkehrsstroms Inne und bewegen uns für ein paar Minuten im Schritttempo. Dieser Ort scheint proportional zum Interesse, das ihm entgegengebracht wird, entworfen worden zu sein. Erinnerungen an ihn verschwinden, sobald wir wieder in das Rauschen der Geschwindigkeit eintauchen. Doch die Fragen nach der unverkennbaren Architektursprache dieser Räume und den darin verborgenen Qualitäten interessieren uns.

So kommt es, dass wir genau hier, am Rande des asphaltierten Hochgeschwindigkeitsbandes, einen architektonischen Wortschatz der Autobahn entdecken. Die Geschichte des 27. Kantons und dessen Dialektik nimmt Fahrt auf.

Diese Erzählung behandelt den Bau des Nationalstrassennetzes und die Wiedererkennungsmerkmale seiner Architektur. Metaphorisch erzählen wir von unserer Reise auf der Suche nach der Architektursprache der Autobahn, welche wir während unserer Diplomarbeit durchlebt haben. Inhaltlich porträtiert sie das Schweizer Nationalstrassennetz als Kosmos mit eigener Formensprache.
Um eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Eigenheiten dieser Welt zu ermöglichen, haben wir uns zu Beginn unserer Recherchearbeit während mehreren Tagen ausschliesslich innerhalb und entlang der Begrenzungen der Autobahn bewegt. Die dabei gesammelten Eindrücke, gefundenen Eigenarten, angetroffenen Personen und deren Geschichten in Bezug auf die Autobahn, werden in diesem Werk verarbeitet. Uns interessiert das Aufeinanderprallen eines Bauwerkes unvorstellbarer Grösse, eines in sich geschlossenen Systems, mit dem lokalen Kontext.
Wir fragen nach der räumlichen Zugehörigkeit von Autobahnbauten und einer architektonischen Typologie, nach deren Formenkatalog ein architektonischer Wortschatz geformt werden kann.

Die auf unserer Reise durch den 27. Kanton besuchten Personen erläutern uns jeweils in einem Dreischritt ihren Blickwinkel auf die Autobahn. Ihr Charakter steht allegorisch für den Themenreichtum der Autobahn, der weit über eine reine Verbindungsfunktion hinausreicht. Sie vermitteln uns Wissen, welche zu Regeln des architektonischen Dialekts führt, durch die ein charakteristisches Erscheinungsbild entsteht.
Zuletzt zeigen Fotografien aus unserer Reisedokumentation Momente der Autobahnarchitektur, die unsere Aufmerksamkeit erregt haben.