Lucas Lamberti
WIEDERVERWENDUNG VON BETONELEMENTEN

Konstruktive Herleitung

Das Projekt verschreibt sich dem Anliegen eines klimafreundlichen Bauens bezüglich Erstellungsenergie wie auch Wiederverwertung bestehender Strukturen und versucht dabei einen zeitgemäßen architektonischen Ausdruck zu schaffen, welcher auf die architektonische und städtebauliche Tradition der Stadt Rom eingeht. Dabei werden sämtliche staatliche Baustellen in der Metropolitanregion, die eingestellt und bis heute nie vollendet wurden mitteinbezogen: mittels einer Diamantseilsäge werden die Rohbauteile abgebaut und für die Erweiterung der città dello sport benutzt. Das Projekt wird somit dank der Wiederverwendung der bestehenden Baumasse eine Wiedergutmachung für die Ressourcenverschwendung gegenüber der römischen Bevölkerung, sondern auch eine beispielhafte neue Entwurfsmethode unter Berücksichtigung der Klimakrise und dessen Paradigmenwechsel hinsichtlich der Verwendung von zementösen Baustoffen.

Der Entwurf soll Möglichkeiten aufzeigen mit einem ressourcenintensiven Material wie Beton umzugehen und gleichzeitig innovative konstruktive Momente zu schaffen.

Ein Beispiel dafür ist der trockene Verbau der Betonelemente, in Kombination mit metallischen Zugelementen (aus dem antiken Travertinsteinbau inspiriert). Die Härte und Direktheit dieser Konstruktion steht in direktem Kontrast zum bestehenden Calatravabau und versucht ihn somit konzeptuell zu durchbrechen. Dank dem Verzicht von Leimen und Mörteln, bzw. der exklusiven Verwendung von mechanischen Verbindungsmethoden, entsteht ein zirkuläres konstruktives System, welches die Weiterverwendung der Betonelemente für künftige Generationen sicherstellt.

Das Schneiden mittels Diamantseilsäge wird ausserdem nicht nur als Werkzeug für den Rückbau der urbanen Minen verwendet, sondern spielt auch eine zentrale Rolle im Umgang mit der bestehenden città dello sport. Dieser wird als erstes von der Dachstruktur befreit und vertikal mit einer ovalen Scheibe erweitert (die leicht verformte Ellipse resultiert aus der rationalen Weiterführung der Calatravageometrie). Diese Ellipse dient Grundform für die darauffolgenden volumetrischen Massnahmen mit der Diamantseilsäge. Die zusätzlichen Körper sind das Resultat verschiedener Eingriffe: extrudieren, intrudieren, subtrahieren, dislozieren.

Masterplan und Landschaft

Die Verdichtungsstrategie für den Universitätscampus basiert auf dem Wunsch für die italienischen Studenten, welche gegenwärtig nahezu keine Arbeitserfahrung während und am Ende des Studiums aufweisen, einen Übergang in die Arbeitswelt zu errichten. Der Richtungswechsel gen Süden der Campusachse ist räumlich sowie metaphorisch ein Richtungswechsel für die Uni Roma 2. Die Fläche zwischen bestehendem Universitätsgebiet und der città dello sport, wurde als parkähnliche Landschaft konzipiert, in welcher sich die Studenten mit dem Voranschreiten im Park von der Theorie entfernen und immer mehr in die Praxis gleiten. Das Colosseo Ovale am Ende der Anlage fungiert selbst als Herzstück des Campus und wird in einen Inkubator für Start-Ups umgenutzt.

Zusammen mit der Suche nach dem architektonischen Ausdruck wurde parallel und integral die Landschaft im Masterplan konzipiert. Während die Nord-Süd Achse des Geländes Schwungvoll den Campus erschließt, weist die Ost-West-Richtung gerade Achsen auf, welche das Gebiet in thematische Felder teilt (Garten, Wiese, bestehendes Terrain Vague, Hügel, Wald, Gewässer). Der von den Baustellen gewonnene re-use Beton soll auch landschaftlich eine zentrale Rolle einnehmen und als Baustein für die Gestaltung der Umgebung genutzt werden.